Zahnerkrankungen bei Heimtieren

Mein Heimtier frisst nicht mehr - was soll ich tun?

Kaninchen und Meerschweinchen, aber auch Ratten, Hamster und Chinchillas erfreuen sich immer größerer Beliebtheit in deutschen Haushalten. Wir sehen diese Patienten regelmäßig bei uns in der Praxis. Impfungen und Kastrationen, sowie Krallen kürzen gehören zu den alltäglichen Behandlungen, die wir bei unseren Heimtieren durchführen. Jedoch kommen viele Halter auch zu uns, da Heimtiere häufig unter Zahnfehlstellungen und den daraus resultierenden Problemen leiden.

Diese sind zum einen aufgrund bestimmter züchterischer „Erfolge“ zu erklären, zum Beispiel sind Kaninchen ganz besonders beliebt, wenn sie eine sehr kurze Nase haben. Dass das aber auch zur Folge hat, dass im Maul viel weniger Platz ist und der Kiefer oftmals eine Fehlstellung hat, welche zu schweren Zahnproblemen führt, bedenken viele Besitzer leider nicht beim Kauf. Auch die Züchter sollten diese Qualzuchten dringend überdenken. Wir finden, das muss nicht sein. Auch Kaninchen mit Nase sind süß.

Wie fast alle Tiere, werden auch Kaninchen und Meerschweinchen wesentlich älter, als noch vor 15 Jahren. Verbesserte Ernährung und Haltungsbedingungen führen zu einem steigenden Alter der Tiere. Ältere Tiere leiden deshalb häufiger unter Zahnfehlstellungen, da natürlich auch die Knochen und das Bindegewebe dem Alterungsprozess unterliegen.

Bei unsachgemäßer, nicht artgerechter Ernährung kann es jedoch auch zu Kieferproblemen und fehlerhaftem Zahnabrieb kommen.

In der Praxis berichten die Besitzer zunächst, dass sie kommen da ihr Heimtier unter Durchfall leidet. Da glücklicherweise die meisten Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchillas artgerecht zu zweit, oder in Gruppen gehalten werden, können viele Besitzer nicht genau sagen ob jedes Tier normal gefressen hat. Grundsätzlich sollte man täglich nachschauen, ob jedes Tier normal Futter zu sich nimmt und man sollte die Afterregion kontrollieren, ob Durchfall vorliegt. Gerade im Sommer kann es sonst auch zum gefürchteten Madenbefall kommen.

Eine reduzierte Futteraufnahme, eine vollständige Inappetenz und Durchfälle hängen häufig mit Zahnfehlstellungen und Zahnhakenbildungen zusammen. Diese entstehen durch einen mangelhaften Abrieb der Zähne, welche bei Nagern ein Leben lang wachsen. Viel zu lange Zähne, die eine Futteraufnahme unmöglich machen, können das Ergebnis sein.

Auffällig ist, dass die Tiere zwar großen Hunger haben, aber nicht mehr in der Lage sind Futter normal aufnehmen. Manchen Tieren sieht man ihre starken Schmerzen auch an. 

Es ist möglich, dass es zur sogenannten Brückenbildung kommt, bei welcher die Backenzähne im Unterkiefer über der Zunge zusammenwachsen und diese damit unbeweglich und das Schlucken des Futters unmöglich machen. 

Im Oberkiefer dagegen wachsen die Backenzähne eher nach aussen und können in der Wangenschleimhaut schwere Ulzerationen und Entzündungen auslösen. Dies ist ein hochschmerzhafter Prozess. Kleine Heimtiere leiden jedoch oftmals sehr still. Die Folge ist ein schneller, großer Gewichtsverlust, sowie Schwäche und Untertemperatur.

In Folge von Zahnhaken, Fehlstellungen und den daraus resultierenden Schleimhautverletzungen können sich auch sogenannte Abszesse - Eiteransammlungen an den Kiefern und Zahnfächern bilden. Je weiter fortgeschritten die Erkrankung ist, desto schwieriger ist die Operation. 

Kommt ein Patient mit einer großen Zahnproblematik in die Praxis, so führen wir eine Inhalationsnarkose durch, diese ist am schonensten. Es ist immer ratsam, den Kiefer auch zu röntgen, um eine genaue Aussage über den aktuellen Zustand von den Kieferknochen und den Zähnen zu bekommen, um eine Prognose stellen zu können. Zahnkranke Heimtiere bleiben meistens ein Leben lang Zahnpatienten, welche regelmäßig zur Zahnkorrektur und Kontrolle der Maulhöhle zum Tierarzt müssen. Die Besitzer sollten wöchentliche Wiegeprotokolle führen, um einen Gewichtsverlust frühzeitig zu bemerken.

Wenn eine aufwendige Zahnkorrektur mit Abszeßspaltung und täglicher Wundspülung notwendig ist, muss man mit einem wochenlangen bis monatelangen Heilungsverlauf rechnen, in dem das Tier täglich mehrmals vom Besitzer assistiert mit speziellen Breien gefüttert werden muss. Hier muss der Besitzer wirklich Durchhaltevermögen zeigen und darf nicht vorzeitig aufgeben.

Sollte Ihnen bei Ihrem Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen oder Chinchilla ein unregelmäßiger Kauvorgang auffallen, oder sie stellen Durchfall fest, oder bemerken eine Schwellung im Kopf-/Kieferbereich, stellen Sie das Tier umgehend ihrem Tierarzt vor. Bei Heimtieren ist ein Tag oft entscheidend über Leben und Tod! Grundsätzlich sollten mindestens zweimal im Jahr die Zähne auf Zahngesundheit und Fehlstellungen überprüft werden, man kann im Vorfeld Schlimmeres verhindern.

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