Bornavirus beim Vogel
Sie wurde erstmals 2008 nachgewiesen.
Aviäre Bornaviren weisen eine hohe genetische Variabilität auf und werden daher in Spezies und weiterhin in Genotypen unterteilt. Bornaviren sind empfindlich gegenüber Hitze (einmaliges Aufkochen oder zehnminütiges Erhitzen bei 70°C genügt) und saurem pH (< 4), überleben unter Umständen aber Jahre in trockenem Boden oder in gefrorenem Zustand.
Sie werden mit dem Kot ausgeschieden. Die Infektion erfolgt aerogen bzw. oral. Bei einer Infektion gelangt das Virus vermutlich über den N.olfactorius ins limbische System und führt zu einer lymphozytären Meningoenzephalitis begleitet von Neurodegeneration und Mikrogliaaktivierung. Durch die Innervationsstörung (Nervenstörung), hervorgerufen durch die Neurodegenerationen, kommt es zu einer Muskelatrophie im Magen-Darm-Trakt. Dadurch entsteht eine Erweiterung des dünnwandigen Drüsenmagens. Es können aber auch Kropf, Muskelmagen oder Darmabschnitte betroffen sein.
Betroffen sind vor allem Aras, Kakadus und Graupapageien, aber auch Amazonen.
Die Symptome sind Apathie, Schwäche und Appetitlosigkeit. Viele Vögel werden wählerisch beim Fressen und schlafen mehr. Eine würgen Futter hoch und haben Durchfall. Infolgedessen magern die Tiere schnell ab bis zur Kachexie. Es gibt aber auch symptomfreie Phasen. Auch plötzliche Todesfälle kommen vor.
Durch zerstörte Ganglien in der Darmmuskulatur kommt es zu einer katarrhalischen Enteritis und dadurch zur Futteranschoppung in Oesophagus oder Kropf. Durch die Stase im Gastrointestinaltrakt kommt es häufig zur Überwucherung von Keimen oder Hefepilzen, was eine Ausscheidung von unverdauten Körnern zur Folge hat.
Neurologische Symptome wie Ataxie, Stimmveränderung, Krampfanfälle, Kopftremor, Blindheit und fortschreitende Parese sind beschrieben. Manch Besitzer kommt erst, wenn diese neurologischen Symptome da sind, daher bei entsprechender Neurologie immer an Borna denken (DD Hepato-encephales Syndrom).
Diagnostiziert wird diese Erkrankung mittels verschiedener Verfahren. Röntgen (Verdachtsdiagnose): Drüsenmagendilatation oftmals schon im Nativröntgen sichtbar. Für einen direkten Erregernachweis wird eine Endoskopie mit Biopsieentnahme durchgeführt. Jedoch ist nicht jeder Nachweis von Bornaviren mit PDD verbunden.
Am lebenden Tier kann ein trockener Kloakentupfer oder Blutprobe auf Antikörper genommen werden.
Nicht alle infizierten Vögel bilden Antikörper gegen das Bornavirus.
Die therapeutischen Möglichkeiten sind eingeschränkt: Leicht verdauliches, hochkalorisches Futter kann helfen, sowie Infusionen
Aufgrund des entzündlichen Charakters der Ganglioneuritis und Enzephalomyelitis hat sich bei erkrankten Vögeln der Einsatz von selektiven Cyclooxygenase-2-Inhibitoren als lebensverlängernde und lebensqualitätsverbessernde Maßnahme erwiesen. Der Wirkstoff Celecoxib zeigte sich hierbei als besonders hilfreich, sicher und gut verträglich. Der Behandlungserfolg wird allerdings als variabel eingestuft. Eine Verbesserung des klinischen Allgemeinbefindens wird in der Regel in den ersten 7-14 Tagen der Behandlung beobachtet. Am größten ist der Behandlungserfolg mit Celecoxib bei Vögeln, die sich noch in einem frühen Stadium der Krankheit befinden. Meloxicam, ein weiteres nichtsteroidales Antiphlogistikum, hat sich im Vergleich zu Celecoxib als weniger effektiv erwiesen Zusätzlich kann man Probiotika und ggf. die Zufütterung von Pankreasenzymen anwenden, aber auch Vitamin B.
Dennoch ist die Prognose eher ungünstig.
Ein neuer Therapieansatz ist das Medikament (Cyclosporin A®), das das Immunsystem unterdrückt und dadurch die Entzündung der Nerven mindert, wurden erste Therapieerfolge erzielt. Möglicherweise besitzt auch Cyclosporin A eine positive Wirkung. So wurde ein Fallbericht publiziert, bei dem ein Graupapagei mit nachgewiesener PaBV-4-Infektion und klinisch ausgeprägter PDD über 5 Monate mit 10mg/kg 2x täglich oral mit einem Cyclosporin-A Präparat behandelt wurde. Dabei wurde eine klinische Heilung über den Beobachtungszeitraum von drei Monaten erzielt, eine Viruselimination konnte allerdings nicht erreicht werden, es handelt sich aber um Therapieversuche.
Vorbeugen ist besser! Testen Sie einen neu zugekauften Papageien immer vorher auf Viruserkrankungen, bevor dieser zu den Vögeln im Bestand gesetzt wird. Ihr Praxisteam der Tiermedizin am Rothenbaum.