Darminvagination

Die Bewegung des Darmes, um das Futter zu verdauen und weiter zu transportieren nennt man Peristaltik.

Diese kann recht stark sein, wenn der Darm viel zu tun hat, aber auch eher schwach, wenn gerade nicht gefressen wurde. Die Peristaltik ist lebenswichtig, damit Nährstoffe aufgenommen werden können und Kot abtransportiert und ausgeschieden werden kann. Bei Fremdkörpern, schweren Infektionen, bei Missbildungen, bei Parasitosen, aber auch ohne jede Ursache kann es dazu kommen, dass einzelne Darmabschnitte keine Peristaltik mehr zeigen und der Transport dort zum Erliegen kommt. Hier bleiben Futterbrei oder Fremdkörper einfach liegen. Dies hat zur Folge, dass so etwas wie ein Darmverschluss entsteht.

Die normalen Bewegungen des funktionierenden Darms versuchen dann, den Darminhalt nach unten zu befördern. Das hat zur Folge, dass sich der bewegungslose Darm in den beweglichen Darmabschnitt dahinter einstülpt, quasi eingezogen wird. Meist ist der Abschnitt, welcher in den folgenden Abschnitt invaginiert wird, ohne Darmtonus also frei von Darmbewegungen. Dadurch entsteht eine mechanische Behinderung, die schließlich zum Darmverschluss führt. Darüber hinaus wird die Blutzufuhr des eingeschobenen Darmabschnitts eingeengt, wodurch es zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Blut und Sauerstoff kommt. Das liegt an der Abschnürung der zu- und abfließenden Blutgefäße des Darmes. Insbesondere der venöse Abfluss wird behindert, wodurch es zu einer Schwellung des Gewebes kommt, welcher dadurch im anderen Abschnitt festhängt. Durch die weiter fortschreitende Schwellung, wird weiterhin auch der arterielle Blutfluss, welcher den Darm mit Blut versorgt, gestört, oder sogar ganz unterbrochen. Das kann Entzündungsreaktionen und weiterhin auch Nekrosen (Absterben von Gewebe) zur Folge haben. Das Darmsegment, sowie umliegende Darmabschnitte, auch die Aufhängung des Darmes (Mesenterium) kann dadurch absterben. Weiterhin kommt es durch die Schwellung zu einer Einengung des Darmlumens (also des Darmrohres) und dadurch letztendlich zum Darmverschluss (Ileus). Nahrung kann nicht mehr weiter transportiert werden.

Klinische Anzeichen ähneln denen eines Fremdkörperileus, also eines Darmverschlusses welcher durch einen abgeschluckten Fremdkörper entsteht, welcher im Darm steckenbleibt, z.B. einer Kastanie, ein Hundespielzeug, Ball oder Ähnliches. Es kommt häufig zunächst zu blutigen Durchfällen und zu Erbrechen. Starke Bauchschmerzen sind ein deutliches Anzeichen, ein sogenanntes akutes Abdomen nennt man das.

Bei älteren Tieren können Darmtumorerkrankungen eine Invagination auslösen, meist im Bereich des Zäkums (Blinddarm). Dies tritt jedoch eher selten auf.

Deutlich häufiger tritt eine Darminvagination bei jungen Hunden im Alter von 4 – 12 Monaten auf.

Man kann grundsätzlich 2 Arten von Invaginationen unterschieden, welche häufig beim Welpen auftreten.

Die erste, die Ileokolische Invagination tritt meist im Zusammenhang mit einer akuten Enteritis (Darmentzündung) auf. Hierbei stülpt sich der letzte Abschnitt des Dünndarmes (das Jejunum) in den ersten Abschnitt des Dickdarmes (Colon ascendenz). Ursächlich ist eine gestörte Motilität des Darmes, also die Beweglichkeit des Darmes ist eingeschränkt, oder vollständig eingestellt.

Die zweite Form, die häufig auftritt, ist die Jejunojejunale Invagination, also ein Abschnitt des Jejunums stülpt sich in einen anderen Abschnitt des Jejunums (2. Abschnitt des Dünndarms) ein.

Es gibt verschiedene Ursachen für Invaginationen des Darmes. Am häufigsten entstehen Invaginationen, welche idiopathisch bedingt sind. Idiopathisch bedeutet "ohne bekannte Ursache" oder "als selbstständiger Krankheitszustand". Als idiopathische Erkrankungen werden alle Krankheiten mit nicht bekannter Ursache bezeichnet.

Gerade bei Welpen mit Erbrechen und Durchfall muss man neben Parasiten und Fremdkörpern dies als mögliche Diagnose im Hinterkopf haben. Aufschluss gibt entweder ein Ultraschall, oder ein Kontraströntgenbild.

Gerade bei jungen Hunden sollte man daher schneller einen Tierarzt, eine Tierärztin aufsuchen.

Ihr Praxisteam der Tiermedizin am Rothenbaum