Fliegenmadenbefall beim Kaninchen
In den warmen Sommermonaten müssen wir leider immer wieder Kaninchen behandeln, welche von Fliegenmaden befallen sind. Man nennt dies auch Myiasis.
Dies passiert vor allem bei Kaninchen, die draußen leben und ehrlicherweise nicht mehr sehr geliebt sind. Es wird zwar noch täglich Futter in den Käfig geworfen, aber richtig mit dem Tierbeschäftigen tut sich keiner mehr. Angeschafft werden Kaninchen häufig für noch sehr junge Kinder, die schnell das Interesse verlieren und dann wir so ein Kaninchen plötzlich 6,7 oder gar 8 Jahre alt und die Kinder sind bereits Teenies und haben andere Hobbies. Alle Kaninchen entwickeln irgendwann im Leben ein Problem mit ihren Zähnen, das liegt vor allem daran, dass viele Kaninchen falsch ernährt werden und daran, dass es auch hier (ähnlich wie bei Möpsen und Französischen Bulldoggen) sehr viel Qualzucht gibt. Kurznasige Widderkaninchen haben oft schon im ersten Lebensjahr an Zahn – und Kieferproblemen zu leiden.
Ein klassisches Symptom für Zahnerkrankungen beim Kaninchen ist Durchfall. Bleibt dieser unentdeckt, weil die Tiere nur im Stall hocken und nur einmal am Tag Futter und Wasser gewechselt wird und das Tier nicht mehr gestreichelt, geschweige denn hochgehoben wird, verklebt er das Fell im Bereich des Afters. Die Folgen sind eine massiv stinkende Verklebung, eine sehr wunde, schmerzende Haut. Dies zieht Fliegen an, welche dann in den Kot im Fell ihre Eier legen. Nach wenigen Tagen schlüpfen da Maden, welche sich dann nicht nur durch den Kot fressen, sondern auch über die Haut in das Kaninchen hinein.
In den meisten Fällen können wir die Tiere dann nicht mehr retten, weil sie zu spät zu uns gebracht werden und der Befall zu weit fortgeschritten ist. Uns bleibt dann nichts anderes, als das hochgradig schmerzhafte und leidende Tier zu erlösen.
Vorbeugung hilft – immer.
Sie haben Kaninchen, um die sich eigentlich keiner mehr kümmert – dann vermitteln Sie sie bitte. Es gibt Vereine, die darauf mittlerweile spezialisiert sind.
Reinigen Sie die Ställe sehr regelmäßig und gründlich, gerade im Sommer. Schauen Sie mindestens EINMAL TÄGLICH unter Ihre Kaninchen, also auf den Po des Tieres. Heben Sie das Tier dafür kurz hoch, damit Sie alles begutachten können. Die Gefahr besteht nicht nur für Freigehege. Fliegen gelangen auch oft in die Wohnung. Fliegengitter an Fenstern und am Gehege sind eine gute Möglichkeit, die Tiere zu schützen.
Sie waren im letzten Jahr nicht einmal mit dem Tier beim Tierarzt, bei der Tierärztin, um schauen zu lassen, ob die Zähne in Ordnung sind – vereinbaren Sie dafür noch heute einen Termin. Dies sollte bei allen Kaninchen regelmäßig überprüft werden.
Ihr Kaninchen hat Durchfall und es ist Kot im Fell? Waschen Sie es in lauwarmem Wasser mit Babyshampoo, bis aller Kot herausgewaschen ist, setzen Sie das Tier auf ein Handtuch zum Trocknen, cremen Sie wunde Stellen mit Bepanthen ein. Vereinbaren Sie umgehend einen Termin beim Tierarzt/Tierärztin, um den Grund für den Durchfall abklären zu lassen.
Trotz aller Vorsorge kann es zu Madenbefall kommen, das muss sofort behandelt werden, um Schlimmeres zu verhindern. Hier hilft keine Selbsttherapie.
Wir hoffen, hiermit Kaninchenleid ein wenig zu minimieren - in jeder Hinsicht. Ihr Praxisteam der Tiermedizin am Rothenbaum