Frakturen im Kopfbereich
Wenn der Kiefer bricht
Unter einer Fraktur versteht man eine komplette oder inkomplette Unterbrechung des Knochengewebes. Sie führt zu einer Durchtrennung des Knochens unter Bildung zweier oder mehrerer Bruchstücke und meist dem Verlust der stabilisierenden Funktion. Eine Fraktur ist eine schwere, hoch schmerzhafte Verletzung, der in den meisten Fällen ein Trauma vorausgeht. Einem Tier mit einer Fraktur geht es definitiv schlecht.
Ursachen von Kieferfrakturen bei Tieren
Kieferfrakturen beim Tier sind meist die Folge eines massiven Traumas – wie zum Beispiel durch eine Bissverletzung (durch einen anderen Hund), einen Tritt durch ein Pferd oder eine Kuh oder einen Autounfall. Katzen haben neben Autounfällen und Bissverletzungen leider auch Kieferfrakturen, wenn sie aus großer Höhe stürzen, wie zum Beispiel aus dem 3. Stockwerk.
Bissverletzungen erkennen
Beißt ein Hund einen anderen, gibt die sehr flexible Haut des gebissenen Tieres nach, somit führen Bissverletzungen nicht immer zu äußerlich sichtbaren Wunden. Bis in die Unterhaut, ins Fettgewebe oder gar auf die Knochen reichende Bissverletzungen, ohne große Gewebezerreißungen, bluten oftmals nicht massiv oder auch gar nicht nach außen. Jedoch einige Sekunden bis wenige Minuten nach einem Einbiss mit Eckzähnen ist normalerweise eine Unterhautblutung, ein Umgebungshaematom sichtbar. Dies ist jedoch bei langhaarigen Hunden oftmals nicht eindeutig sichtbar, ohne das Fell zu rasieren. Für den/die Hundebesitzer*in also schwer auszumachen.
Auch bei nur geringen Blutungen oder unblutigen Wunden können innere, bzw. tiefliegende Verletzungen vorliegen.
Formen der Kieferfraktur
Als Kieferfraktur bezeichnet man eine Zusammenhangstrennung (Fraktur) von Ober- (Maxilla) oder Unterkiefer (Mandibula) durch ein Trauma oder im Rahmen pathologischer Prozesse. Seltener finden Frakturen nach Vorschädigung der Knochen durch pathologische Prozesse wie Tumore, chronische Entzündungen oder Zysten statt. Diese gehen dann auch nicht mit spontanen Blutungen einher.
- Oberkieferfraktur (Fractura maxillae)
- Unterkieferfraktur (Fractura mandibulae)
Behandlung und chirurgische Versorgung
In der Regel müssen Kieferfrakturen chirurgisch und in Narkose versorgt werden. Sie sind hoch schmerzhaft. Bei der chirurgischen Versorgung ist die mechanische Stabilisation des Knochens notwendig, gleichzeitig sollte auch der Kieferschluss wieder vollständig möglich sein, sowie eine störungsfreie Okklusion (Zusammenbiss). Kieferfrakturen müssen stets absolut korrekt versorgt werden, sonst droht eine Malokklusion (Fehlbiss).
Ziel der Behandlung ist die möglichst sofortige Fähigkeit des Patienten, wieder selbstständig zu fressen, als auch der Erhalt der Zähne.
Wichtiger Hinweis für Hundebesitzer*innen
Wir raten allen Hundebesitzer*innen dazu, dass sie in jedem Fall Telefonnummern mit anderen Hundehalter*innen austauschen, wenn es zwischen den Hunden zu einer Beißerei gekommen ist. Nicht immer kann man die Verletzungen im Park, im Wald oder auf der Wiese sofort ausmachen. Nur so kann die Hundehaftpflicht den Schaden regulieren.
Ihr Praxisteam der Tiermedizin am Rothenbaum