Fremdkörper im Kropf beim Vogel

 

Fremdkörper sind beim Vogel leider nicht so selten. Vögel sind häufig wirklich sehr neugierig und alles muss erst einmal benagt werden. So kann es dazu kommen, das versehentlich Teile heruntergeschluckt werden, die in so einem Vogelbauch wirklich nichts zu suchen haben.

Typische Anzeichen von einem Fremdkörper im Kropf sind zunächst stark schleimiges Erbrechen bei bestem Allgemeinbefinden und sehr gutem Appetit. Das ist ja auch nachvollziehbar, im Kropf hängt etwas fest, was die Passage zum Magen stört, aber am ersten Tag noch keine großen Auswirkungen auf das Tier hat. Wasser rutscht meist noch daran vorbei, so dass der Vogel auch zunächst nicht austrocknet. Das Hungergefühl nimmt dann aber stündlich zu, die Tiere versuchen Futter aufzunehmen, können dies aber nicht lange bei sich behalten und erbrechen es wieder, oder es verbleibt mit dem Fremdkörper im Kropf und wird dort anverdaut und beginnt zu gären. Dadurch entstehen Gase, die den Kropf aufblähen und eine weiter Aufnahme von Wasser  nicht möglich machen. Eine Folge davon, dem Tier geht es schlechter und es wird schwächer. Die Vögel sitzen meist mit verklebtem Kopfgefieder aufgeplustert und schlafend auf der Stange. Ein auffallender Nebeneffekt ist sogenannter Hungerkot mit einem recht großen weißen bis klaren Harnanteil und stark grünem, dünnen Kotanteil. Diese Situation ist bereits als bedrohlich einzustufen.

Allerspätestens dann sollte man seinen vogelkundigen Tierarzt aufsuchen.

Klassische Fremdkörper im Kopf sind sogenannte Bezoare. Sie bestehen aus Woll-, Haar-, Sisal, Baumwoll- oder anderen faserigen Anteilen. Der Klassiker ist ungeeignetes Nistmaterial, Sisalseile, die nicht nur zum Klettern benutzt wurden, sondern auch benagt wurden und Fasern aus Wolldecken und Handtüchern. Diese knäulen sich im Kropf zu einem Strang zusammen, welcher nicht vom Kropf in den Drüsenmagen gelangen kann und dort fest sitzen bleibt, wie ein Korken auf der Flasche. Zunächst kann Flüssigkeit, Wasser noch daran vorbei, später aber, wenn die Kropfschleimhaut anschwillt, da der Reiz zu groß ist, nicht einmal mehr das. Ein weiteres typischer Fremdkörper sind sogenannte Pipettenaufsätze aus Silikon, welche in der Handaufzucht bei Papageien verwendet werden. Kleine Vogelbabys können sehr gierig sein und da ist so ein Aufsatz schnell einmal mit verschwunden. Aber auch Metallteile, sogar kleine Nägel, Gummibänder und Ohrringe haben wir schon aus Vögeln zu Tage gefördert.

Wird mir so ein Vogel vorgestellt, dann versuche ich zunächst mit Infusionen den Zustand zu stabilisieren, auch kann man spezielle Medikamente in den Kropf einbringen, in der Hoffnung, dass der Fremdkörper weiterrutscht. Hierbei muss man stark bedenken, dass zwischen Drüsenmagen und Muskelmagen der nächste Engpass lauert und dass dann ja auch noch eine ganze Strecke Darm vorhanden ist, durch die der Fremdkörper hindurch muss. Ist dies zu risikoreich muss eine Operation erfolgen. Hierfür wird der Vogel narkotisiert. Manchmal hat der Vogeltierarzt das Glück, dass er den Fremdkörper endoskopisch entfernen kann. Das heißt, dass mittels einer kleinen Kamera der Kropf über den Schnabel begutachtet wird und mit Hilfe einer winzigen Fremdkörperfasszange der Übeltäter entfernt wird. Häufig klappt dies leider nicht. Gerade beim Wellensittich oder Nymphensittich sind allein durch die Größe Grenzen gesetzt.

Dann ist eine Operation erforderlich, bei der der Kropf seitlich am Hals eröffnet werden muss, um den Fremdkörper zu entfernen.

Diese Operation erfordert handwerkliches Geschick. So liegt am Hals ja nicht nur der Kropf, sondern auch eine Vielzahl von Blutgefäßen und Nerven. Man muss sehr vorsichtig sein.

Ist der Fremdkörper aber entfernt und der Kropf stabil vernäht, geht es dem Vogel meist nach ein bis zwei Tagen wieder blendend und er kann nach Hause entlassen werden.

Fremdkörper treten natürlich auch in den Mägen und im Darm auf, dazu aber im nächsten Artikel mehr.

Passen Sie gut auf, womit Sie Ihre Lieblinge spielen lassen, achten Sie auf vogelsicheres Spielzeug und lassen Sie Schmuck, Bändern, Wolle und Decken nicht unbeaufsichtigt.

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