Wenn die Sehne reißt

Nicht jedes schwere Trauma am Knochen macht einen Knochenbruch

Eine Sehne (lateinisch: tendo) ist der bindegewebige Teil des Muskels, welcher den Muskel mit einem Knochen verbindet. Es sind sogenannte bindegewebige Faserzüge. An Stellen, an denen Sehnen Gelenke berühren, werden sie meistens durch Gleithüllen (Sehnenscheiden) oder von Schleimbeuteln vor Druck und Reibung geschützt. Jede Sehne hat einen Ursprung und einen Ansatz. Sie besteht stets aus nebeneinander verlaufenden und fest miteinander verbundenen Bindegewebsfasern, die zu Bündeln vereint sind. Sehnen haben grundsätzlich nur wenige Blutgefäße und Nerven, wodurch sie eine leider schlechtere Regenerationsfähigkeit als andere Gewebe haben, wenn sie erst einmal verletzt oder beschädigt sind.

Nach ihrer Funktion werden Sehnen auch als Ursprungs- bzw. Ansatzsehnen eingeteilt. Sie sind bei jedem Muskel vorhanden.

Sehnenfasern strahlen entweder mit der Knochenhaut (Periost) aus oder sind direkt im Knochen fixiert.

Zug- und Gleitsehnen

Es gibt Zug- und Gleitsehnen. Zugsehnen verlaufen mit der Wirkungsrichtung des Muskels und werden so nur bei Zug belastet. Bei Gleitsehnen sind Wirkungsrichtung des Muskels und die Verlaufsrichtung der Sehne unterschiedlich, da sie zum Beispiel um einen Knochen herum geleitet werden.

Tendopathie & Sehnenverletzungen

Aufgrund der großen mechanischen Belastung von Sehnen ist das Sehnengewebe oft degenerativen Veränderungen ausgesetzt – dies nennt man Tendopathie. Sehnenverletzungen können sowohl akut als auch chronisch auftreten. Während akute Verletzungen häufig in Zusammenhang mit traumatischen Ereignissen stehen, sind chronische Sehnenverletzungen meist von Faktoren wie Alter und Vorerkrankungen abhängig. Werden Rupturen (Risse) von Sehnen nicht zeitnah versorgt oder liegen schon vorher degenerative Veränderungen vor, kommt es zu nicht-reversiblen Veränderungen wie fettiger Degeneration, Bildung von Narbengewebe und starken Retraktionen (Verkürzungen).

Bei Sehnenabbrüchen von im Knochen verankerten Sehnen kommt es häufig zu sogenannten Abrissfrakturen. Dabei wird an der abgerissenen Sehne ein Stück vom Knochen mit herausgerissen. Knochen sind im Gegensatz zu Sehnen röntgendicht, daher auf Röntgenbildern sichtbar. Eine Sehnenruptur ohne Knochenfragmentausriss ist hingegen auf Röntgenbildern nicht auszumachen.

Ursachen eines Sehnenrisses

Ein Sehnenriss entsteht zum Beispiel durch direkte äußere Gewalteinwirkung, durch ein Trauma wie einen Unfall, einen Sturz oder durch plötzliche Maximalbeanspruchung, wenn die Muskelkraft die Reißfestigkeit der Sehne übersteigt. Unter sehr hohen Belastungen kann sogar eine gesunde Sehne reißen.

In der Regel besteht aber ein traumatischer, degenerativer oder toxischer Vorschaden der Sehne, der die Sehne im Vorfeld schwächt, bevor sie – unabhängig vom äußeren oder inneren Ereignis – reißt.

Weiterhin spielen Mikrotraumen, muskuläre Dysbalance (zum Beispiel bei Übergewicht) oder ein Vorschaden einer Gliedmaße auf der anderen Seite und daraus resultierende Lahmheit eine Rolle. Auch Medikamente können Sehnen beeinträchtigen. Die Bruchlast einer Sehne ist abhängig von Verformungsgeschwindigkeit, Sehnenquerschnitt, Alter und Geschlecht. Höhere Zuggeschwindigkeit bedingt einen höheren Bruchlastwert.

Diagnose & Therapie

Die Diagnostik bei Verdacht eines Sehnenabrisses erfolgt, wenn auf dem Röntgen nichts Eindeutiges festgestellt werden kann, mittels orthopädischem Ultraschall oder MRT.

Die Therapie von Sehnenabrissen hängt von vielen Faktoren ab – wie Ort des Abrisses, Symptomatik des Tieres, Alter und Gewicht. Häufig bleibt nur eine chirurgische Therapie mit langer Ruhigstellung der Gliedmaße und des Tieres. Konservative Therapien bringen seltener den gewünschten Erfolg und sind häufig mit monatelangen bis lebenslangen schweren Lahmheiten verbunden.

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