Hat mein Wellensittich eine Kropfentzündung?

Über die Kropfentzündung: Symptome, Ursachen, Diagnostik und Therapien.  

 

Der Kropf ist das Organ, in dem das Futter von Vögeln als erstes landet, bevor es weiter zum Drüsenmagen transportiert wird. Eine Art "Behälter am Hals", wo Futter vorverdaut bzw. eingeweicht wird. Aus dem Kropf kann die Nahrung auch wieder hervorgebracht werden, zum Beispiel bei der Fütterung von Jungvögeln, oder beim Füttern des Partners, zum Beispiel in der Balz. Der Kropf ist ausgekleidet mit Schleimhaut, diese kann sich natürlich entzünden. Dies kann bei allen Vögeln passieren.

Gerade Wellensittich, Nymphensittiche und Kanarienvögel können eine Entzündung der Schleimhaut haben. Aber auch Amazonen, Aras, Graupapageien und Kakadus können betroffen sein.

Symptome einer Kropfentzündung sind Würgen, Hervorbringen/ Erbrechen von Schleim und unverdauten Körnern, Schwäche und Plustern.
Nur, das Knifflige ist: All diese Symptome sind eben NUR SYMPTOME. Damit ist die laienhaft benannte Kropfentzündung NUR Symptom und keine Krankheitsursache.

Das erklärt, warum es nicht DIE eine Therapie dagegen gibt. Deswegen muss man zunächst erforschen, warum die Schleimhaut im Kropf möglicherweise entzündet ist.

Hierfür stehen in der Vogelmedizin verschiedene Diagnostikmöglichkeiten zur Verfügung. Ein vogelkundiger Tierarzt wird zunächst den Vogel untersuchen und wiegen. Das Gewicht spielt beim Vogel ohnehin eine große Rolle und gibt Aufschluss über seinen Gesundheitszustand.Je nach Zustand wird der vogelkundige Tierarzt bei dem erkrankten Wellensittich (oder Nymphensittich) einen Kropfabstrich nehmen und seinen Kot untersuchen. Dies erfolgt mit einem Mikroskop. Hierbei kann festgestellt werden, ob die Entzündung parasitär bedingt ist – z.B. durch Trichomonaden, oder pilzbedingt ist, zum Beispiel durch Megabakterien. Beides vollkommen unterschiedliche Erkrankungen, welche komplett verschieden therapiert werden.

Findet sich weder im Abstrich, noch im Kot eine Ursache, so kann man den Vogel auch röntgen. Ein Vogeltierarzt wird dann zwei Röntgenaufnahmen in unterschiedlichen Lagerungen durchführen, um den Vogelkörper in seiner Gesamtheit beurteilen zu können. Ggf. wird noch mit einem Kontrastmittel gearbeitet. Hierbei kann festgestellt werden, ob der Drüsenmagen aufgegast ist, oder ob sich ein Fremdkörper oder gar ein Tumor im Vogel befindet. Ein aufgegaster Drüsenmagen kann, gerade bei den Papageien auf eine Bornavirusinfektion hindeuten. Ein Tumor aber auch ein Fremdkörper können die Passage des Futters beeinträchtigen, wodurch es zu einem Stau des Futters kommt und der Vogel deshalb erbricht. Auch hieran erkennt man die Vielfältigkeit der Erkrankungen und alle bedürfen einer unterschiedlichen Therapie.

Zu guter Letzt, natürlich gibt es auch Bakterien die die Schleimhaut entzünden können. Dies ist aber im Vergleich zu allen anderen Möglichkeiten eher selten. Bekommt der kranke Wellensittich, ohne vorangegangene Diagnostik, gleich ein Antibiotikum gegen seine sogenannte „Kropfentzündung“, kann dies schlimme Folgen haben, wenn keine bakterielle Infektion vorliegt.

Ein Gang zum vogelkundigen Tierarzt ist unablässig, Diagnostik ist wichtig und eine „Kropfentzündung“ ist KEINE Krankheit sondern das Symptom von verschiedensten Krankheiten, welche es herauszufinden gilt.

 

 

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